Wasserbecken und Holzsichtschutz

Wenn ich einen Garten betrete und mir ist  wohl darin, dann weiss ich, es wird schwierig. Offensichtlich wurde hier schon mit viel Geschmack und Können gegärtnert. Was darf und kann ich nun noch dazu beitragen? Eine stimmige Ergänzung wäre zum Beispiel ein Brun-nen mit einem neuen Hintergrund. Die Thujahecke musste also weichen und eine Holzwand nahm ihren Platz ein. Die Vorteile einer Holzwand liegen auf der Hand. Sie ist platzsparend, braucht wenig Unterhalt und  bildet genau den gewüschten Hintergrund. Als erste Ge-spräche geführt und das Budget be-stimmt waren, ging es nun an die Suche nach geeigneten Steinen, Pflanzen und an den Bau der Holzwand.

Für ihren Garten haben sich meine Kunden für einen Brunnen aus einem Schrattenkalkstein aus dem Glarnerland entschieden. Wie man sieht, sind wir beim Findling ans Limit gegangen und haben die letzten Kraftreserven aus dem Gabelstapler des Steinmetzes herausgeholt. Aus diesem Stein hat er die Vertiefung für einen Brunnen herausgearbeitet. Das Resultat hat uns gut gefallen. Nun waren wir gespannt, ob das Wasserspiel in natura ebenso schön sein würde. Nachdem ein Lastwagen mit Kran das Material in den Garten gehievt hatte, verwendeten wir einen portablen Kran für die Fein-arbeit. Hier ist Geduld und Genauigkeit gefragt.

 

Der Vorteil einer Holzwand liegt unter anderem darin, dass der Sichtschutz genau definiert werden kann. Die Bepflanzung kann nun viel freier gewählt werden. Neben immergrünen Pflanzen können auch sommergrüne Sträucher und Bäume verwendet werden. Ein weiteres Highlight sind die Schattenspiele, die auf er Holzwand entstehen.



Mario Furtado

Mario Jorge Furtado Magalhaes oder Super Mario, wie ich ihn treffend nannte, war 14 Jahre bei mir in der Firma. Ich erinnere mich gut an sein Vorstellungsgespräch. Auf jeden Fall an die zwei Worte, die er auf Deutsch kannte. Das Sprechen für ihn übernahm sein Bruder. Bei der Ehre der Familie und unter Einsatz seiner rechten Hand, welche er für den Arbeitseinsatz seines Bruders ins Feuer legen wolle, empfahl er mir Mario als neuen Mitarbeiter. Auf die Gefahr hin, dass sein Bruder noch andere Körperteile für ihn opfern wollte, stimmte ich für eine Probezeit zu und war gespannt auf die neue Arbeitskraft.

Der Tag nahte und am 1. Mai 2006 stand Mario im Magazin. Seine Freundin rief bei mir an und fragte, ob sonst noch jemand zur Arbeit käme oder was Mario tun könne. Ich erklärte den beiden Zuzügern aus dem Engadin die spezielle Situation mit dem 1. Mai. Nachdem die ersten Klippen umschifft waren, konnte Mario loslegen und eignete sich Sprache und Handwerk in Rekordzeit an. Im Winter, wenn bei uns viel Schnee lag, half er bei einem befreundeten Holzbauer aus und lernte, wie man Holzdecks nach Mass fertigte. Das Anlegen von japanischen Gärten gefiel ihm besonder gut und er verstand schnell,

 

auf was ich dabei Wert legte. Nach kur-zer Zeit konnte er als Vorarbeiter Gär-ten nach Plan und Anweisung realisie-ren.

Neben seiner Arbeit engagierte er sich in der freiwilligen Feuerwehr und reiste mit der Feuerwehrdelegation an einige internationale Treffen. Ein weiteres Hobby war das Kochen. Immer wieder verwöhnte er uns mit portugiesischen Gerichten, die er stundenlang zube-reitete. Ich weiss gar nicht, was ich nun mehr vermissen werde. Das Gesammt-paket bekommt auf jeden Fall eine 6!

Darum bleibt nur eines zu wünschen, alles Gute für die Zukunft in der Heimat!

 

 



Pflanzenkohle selber herstellen

Ein Feuer machen. Den lodernden Flammen zuschauen. Die Hitze spüren. Licht in die Dunkelheit bringen. Das Spiel mit dem Feuer und dessen Nutzung zieht viele Menschen magisch an. In meinem Fall trifft bei der Herstellung von Pflanzenkohle alles zu. Ein paar Mal pro Jahr bereite ich alles für den 8 stündigen Anlass vor. Der Kon-Tiki, benannt nach dem südamerikanischen Feuer- und Sonnengott, wird in Postion gebracht, das Holz daneben aufgeschichtet und der Wassertank mit dem Gemisch aus Wasser und Gülle vorbereitet. Für ein schönes, rauchfreies Feuer, und das ist sehr wichtig, braucht es einen windstillen Tag. 

Wer schon einmal im Rauch eines Feuers gestanden hat, weiss wie unangenehm und auch ungesund dies sein kann. Darum ist es wichtig bei einer sauberen Verkohlung darauf zu achten, dass die entstehenden Rauchgase durch die Flammen sauber verbrannt werden. Um dies zu erreichen, fachen wir das Feuer oben an. Wir starten also mit einem  kleinen Türmchen aus trockenem Holz. Später, wenn das Feuer gross genug ist und das Glutbeet einen drittel der Fläche des Kon-Tiki bedeckt, können wir auch frische Hölzer verwenden. Bambusstangen werden vor dem verbrennen zersplittert. Die Zellen würden sonst mit einem lauten Knall aufbrechen. 

 

Bambus produziert schnell schöne Flammen. Die braucht es für eine gasfreie Verbrennung. Wenn der Vergasungsvorgang abgeschlossen ist, wird das Glutbeet von unten mit dem Gülle-Wassergemisch gelöscht. Der heisse Wasserdampf dringt dabei in die darüberliegende Kohle ein und transportiert die Nährstoffe in die Hohlräume. Dann lassen wir die Brühe über Nacht stehen. Am nächsten Tag leiten wir die Brühe in den Wassertank zurück. Die Kohle ist nun gesättigt und bereit, um als Zuschlagsstoff und Bodenverbesserer eingesetzt zu werden.

 

Interessantes über die Herstellung von Pflanzenkohle lesen sie hier.  



Ein Baum, ein Wald, Pando

Ist es ein Wald? Oder sehen wir vor lauter Bäumen den einen, alles zusammenhaltenden Wurzelklon nicht? Pando, wie die Klonkolonie aus Zitterpappeln (Populus tremuloides), heisst, erstreckt sich über eine Fläche von beinahe 44 ha, hat ein Gewicht von schätzungsweise 6000 to und ist vermutlich das älteste, bekannte Lebewesen der Erde. 

 

Bäume dieser Pappelart werden kaum über 130 Jahre alt und der Bestand dieses Klons kommt zunehmend unter Druck. Obwohl ein Teil des  Gebietes eingezäunt ist, gelang es Hirschen immer wieder, einen Weg in den Wald zu finden. Die jungen Schösslinge haben es ihnen angetan und seit die natürlichen Feinde wie Wolf und Bär zurückgedrängt wurden, breiten sich die Hirsche aus. 

Pando wächst im Fishlake National Park auf einer Höhe von 2700m. Der Botaniker Burton Barns war es, der 1968 die Kolonie sah und erkannte, dass es sich um einen einzelnen Klon handeln könnte. Seine Vermutung konnte erst gut 30 Jahre später mittels DNS Proben bestätigt werden. 

 

Lesen Sie den ganzen Artikel von Patrick Bauer aus dem Magazin der Süddeutschen Zeitung.



Ein Traum von Baum – die Standhaften

Die Mammutbäume im Norden Kaliforniens sind die höchsten Bäume der Welt. Einer dieser Riesen wurde 1997 von der Umweltaktivistin Julia Butterfly Hill vor der Abholzung bewahrt und trägt seitdem den Namen Luna.

Auf der anderen Seite des Ozeans, einige hundert Kilometer von Tokio entfernt, hegt und pflegt der Gartenkunstmeister Shinji Suzuki einen mehr als 500 Jahre alten Bonsai-Wacholderbaum.

Dieser eindrückliche Dokumentarfilm ist eine Episode der 6-teiligen Serie «Ein Traum von Baum» und wurde unlängst auf arte ausgestrahlt.



Schwarzer Holzkubus – Heller Granit

In diesem Garten haben wir vor einigen Jahren Elemente aus Holz erstellt. Ein Holzdeck, zwei Sitzkuben auch ein Gemüsehochbeet, welches gleichzeitig die kleine Böschung sichert. Holzelemente bekommen in der Sonne eine edle, silbrige Patina. Schatten und Feuchtigkeit führen aber auch zu Algenbildung. Da das Holz sehr hart ist, kann für die Reinigung ein Hochdruck-reiniger mit flachem Strahl verwendet werden. Ein Abschleifen der Holzober-fläche ist möglich. Die Stücke werden so wieder wie neu. 

Nun trat der Wunsch auf, entlang der Fassade mit Sitzkuben und einer Abstellfläche für Getränke die bestehende Gartengestaltung zu ergänzen. In diesem Fall entschieden wir uns, die neue Sitzgelegenheit abzuflammen und einzuölen. Die Kohlestaubschicht, die beim Abflammen entstand, wurde mit einer Stahlbürste entfernt. Das angekohlte Holz anschliessend eingeölt. Kleider werden nun nicht mehr schwarz, wenn sie mit dem Holz in Kontakt kommen. 

 

Für das kleine Beistelltischchen wählten wir einen Maggiagranitfindling aus. Diesen liessen wir im Steinbruch zersägen. Die glatten Flächen bieten nun einerseits einen guten Stand auf dem Kiesboden und eine ebene, solide Fläche für die Gläser. Die kleine Rasenfläche  wurde mit einem mehrstämmigen Eisenholzbaum ergänzt. Er soll bald einmal Schatten spenden für die kleine Liegewiese. Ein Garten zum Leben, zum Geniessen, zum Sein. 



Herbst in Japan – der Klassenclown unter den Jahreszeiten

Gäbe es eine Schule für Jahreszeiten, wäre der japanische Herbst (aki) nach spätestens zehn Minuten in jedem Sinne aus dem Unterrichtgeflogen. Nicht nur seine farblichen Komponenten (koyou), wie das Rot der Ahorne (irohamomiji) und das blendende Gelb der Ginkgobäume, wiedersetzen sich der allgemeinen Ordnung, auch kulinarisch und unterhaltungsindustriell ist der Herbst die beste Zeit, um in Japan auf Abenteuerreisen zu gehen. Während sich in germanischen Gefilden nämlich der Sommer mit Wohlfühltemperaturen, Ferien und Sonnenschein dafür eignet, erfreut er sich in Japan mit Saunaatmosphäre und Mosquitoorchester nur sehr eingeschränkter Beliebtheit.

 

Ab Mitte Oktober kehrt sich dieses Kräfteverhältnis aber ins Gegenteil: Ist die Zeit des «goldenen Lichts» in mitteleuropäischen Regionen doch bedeutend durch «itschiges» Wetter limitiert, und deshalb eher von mythologischer Qualität, kann man in Japan die Wahrwerdung dieses Mythoses erleben. Diese Jahreszeit ist kein Anfang des Jahresendes, sondern vielmehr ein Fest der Lebensfreude, bei dem die berühmten Herbstfarben (koyou) mit der quirligen Umwelt Karneval feiern.

Dabei beginnt dieses visuelle Musical, anders als bei der Kirschblüte, nicht im Süden, sondern im kälteren Norden, und während sich die Pfade und Berghütten von Mount Fuji wetterbedingt in den Winterschlaf begeben, sind bezähmbarere Berge wie der 599 Meter hohe (aufrunden scheint aus der Mode gekommen zu sein) Mount Takao ein Ballungsraum für Wochenendausflügler. Aus eigener Erfahrung kann ich diese Wanderung sehr empfehlen, fehlt im logistisch optimierten Japan auf einem Berggipfel natürlich weder Seilbahn, noch Sessellift oder Sake-servierendes Restaurant. Auch die Auswahl an Souvenirs (omiyage), die es in Lawinen von so einem Ausflug pflichtbewusst allen Parteien des sozialen und professionellen Umfeldes mitzubringen gilt, soll nicht ungelobt bleiben. Es gibt deshalb kaum eine bessere Zeit, um ohne die Gefahr von Hitzzschlägen oder Mosquitovampirismus die Natur Japans zu erforschen und in den traditionellen Hotels (ryokans) nördlicher Regionen wie Tohoku und Hokkaido in heissen Quellenzu baden.

 

Kulinarisch ist der Herbst eine Symphonie, komponiert aus Süßkartoffel (satsuma imo), Kastanie (maron) und Kürbis (kabocha), deren kreativer Interpretation man sich hier mit fast religiösem Eifer widmet.

Dank Japans Kommerzwahn in Verbindung mit internationalen Feiertagen, wird dabei besonders Kürbissen während Halloween eine... unheimliche Aufmerksamkeitzuteil. Touristen, die eventuell ein kleines Problem mit der sehr freien Interpretation religiöser Feiertage haben, seien dabei besänftigt: Genug Ablenkung von dieser groben Ungenauigkeit ist in allem Mass vorhanden. Von dem wirbeligen Treiben inspiriert, stehen nämlich auch traditionelle Erntefestlichkeiten wie das Tsukimi (Mondbeschauungs-) Fest und diverse bunte Laternenfeste der frivolen Natur in Nichts nach.

 

In Japan ist der goldene Herbst also nicht die Ruhepause für vorweihnachtliches Hibernieren, sondern die optimale Zeit für Künstler, Wanderer, Modeenthusiasten, Kulturinteressierte... generell Jeden, um Japan von seiner besten Seite erleben zu können. Gut, der ein oder andere Taifun entwickelt in dieser Zeit auch ein recht intensives Interesse an dem Land, das lässt sich aber vollkommen mit meteorologischer Neugier kompensieren.

 

Text: Angelina Frank

Bilder: Angelina Frank

            Andreas Langsdorff



Japans Papierwirtschaft

Japan ist ein Land, in dem Papier (kami) schon seit Jahrtausenden einen hohen Stellenwert in jedem Lebensbereich einnimmt. Es wird als Trennwand (shooji) in Häusern und Hütten verbaut, ist ein Medium für Kalligraphie, Malerei und Origami, wird in den ausgedehnten Sommermonaten in seiner gespannten oder gefalteten Form (uchi) zur Vermeidung von Hitzschlägen in Oszillation versetzt, und ziert mit kunstvollen Aufschriften als Laterne (toro) den Eingang eines jeden Tempels und vieler gastlicher Einrichtungen (izakaya). Hat es seinem Zweck gedient, wird es im Falle von Milch- oder Saftkartons vor der Beförderung in die Mülltüte sogar gewaschen und an der Wäscheleine getrocknet, und in besonderen Fällen des Nachbarschaftswettstreits sogar... gebügelt. Nicht zuletzt wird Papier in der national gewissenhaft durchgeführten Mülltrennung liebevoll von allem «nicht brennbarem» Abfall separiert. Koryphäen brauchen ihren Freiraum.

 

Aus dieser Achtsamkeit bei der Zelluloseverwertung könnte man es sich fast erschliessen: Japan liebt Papier in allen Formen, Farben und Funktionen. Seine prominenteste Funktion ist hier jedoch noch nicht erwähnt worden. In dieser ist es sowohl in der Fraglichkeit seiner Effektivität, als auch in seiner Gebrauchsmenge nur von der inflätionär eingesetzen Plastiktüte übertroffen.

 

 

 

Es geht um – die Bürokratie. Aufgewachsen in der deutschen Kultur- und somit Amtslandschaft, sind meine Standards für dieses Wort hoch gesetzt, ist Deutschland doch weit über seine Grenzen bekannt für hauptsächlich drei kulturelle Schätze: Das bier- und schnitzelbehaftete Oktoberfest, geschwindigkeitsliberale Autobahnen und ein rigoros dokumentbehaftetes Verwaltungswesen. Das glänzt an vielen Stellen mit Funktionalität, führt allerdings in beinahe gleicher Quantität zu verzweifeltem Ordneraktionismus in der Haushaltsorganisation.

 

Bei allem Respekt aber für die Bemühungen Deutschlands um die alleinige Spitzenposition in der

Disziplin «Papierwirtschaft»: Japan ist eine klar überlegene Streitmacht auf diesem Schlachtfeld.

 

Wo man sich in Deutschland mit Ordnern, Stempeln und deren Lagerung abmüht, ist dies im japanischen Verwaltungswesen kein organisatorischer Makel, sondern ein inoffizielles Statussymbol: Je mehr Papier, desto professioneller das Erscheinungsbild. Ob Postamt oder Stadtbüro, es stapeln sich in einer beige-grauen, friedlichen Tristesse, Ordner über Ordner, unter Ordnern und mit dazwischen eingelegten Ordnern. Wo in Zeiten des Internets die Menge an Papier nach Kräften

limitiert wird, scheint in dem sonst technologisch innovativen Japan eine Raum-Zeit-Anomalie platziert zu sein.

Trotz der 4D Kinos mit wackelnden Sitzen und den handyspielenden Bahngästen, ist es in Japan für einige Firmen nicht einmal selbstverständlich, mehr als einen Computer zu besitzen – sehr auf Kosten zahlreicher E-Mail Adressen, die in der Ecke zusammengekauert ihre Existenz hinterfragen. So wird es zur absurden Herausforderung, für den persönlichen Haushalt eine Internetverbindung anzulegen, denn die Internetfirma hält Computer und damit alle

Kommunikation jenseits des Telefons für eine unbrauchbare Modeerscheinung. Auch der gängigste Zahlungsweg für monatliche Rechnungen ist dementsprechend keine Online-Überweisung, sondern ein Gang zum Tresen des nächstgelegenen Mini-Supermarkts (konbini).

 

Setzt man einen Fuss in die Stadtbüros Tokyos, so fühlt man sich gleich wie in der europäischen Heimat: Eine vorsichtige Schätzung der Wartezeit resultiert auch dort in einem

«Heute kann ich leider nicht zur Arbeit kommen, ich bin im Stadtbüro». Oft genügt schon das Wort «Stadtbüro». Wer dementsprechend versucht der japanischen Sommerhitze zu entgehen, ohne auf einen Ort innerer Einkehr verzichten zu wollen, kann den Gartenbesuch von Juli bis September gepflegt durch den ein oder anderen Amtsgang ersetzen und sich selbst überzeugen von der ehrfurchterregenden Kreativität, die der Zellulose in Japan zuteil wird.

 

Text: Angelina Frank

Bilder: Angelina Frank

            Andreas Langsdorff

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Japan, deine... Steine?

Tokyo mag zwar ein Lebensraum von über 30 Millionen Menschen sein, doch ist die Metropole alles andere als eine homogene Masse. Was jedoch alle Areale dieser Stadt gemeinsam haben, ist eine komplexe Struktur, die unter der Oberfläche verborgen liegt und wie ein mysteriöses Uhrwerk den Grundfeiler für das scheinbar selbstverständlich funktionierende, alltägliche Leben bildet. Einen Blick hinter diese Fassade aus Perfektion ist besonders für Ausländer schwierig zu erhaschen, jedoch eröffnet sich ein Fenster zu dieser versteckten Welt in einem unscheinbaren Element der Stadt- und Gartenarchitektur: Den... Steinen! Worin diese Erkenntnis begründet liegt, ist unter anderem Thema dieses Beitrages.

 

Zum einen sind Mineralien, integriert in die mit Firmenlogos und Leuchtreklamen gespickten Glassfassaden und Wolkenkratzer ein Teil berechneter Funktionalität. Die Fassaden wirken poliert, und kein Winkel ist zu versteckt für die öffentlichen Säuberungskolonnen. In diesen Arealen findet sich in geometrisch angeordnetem Grün kaum ein Hinweis auf die Wechselwirkung der japanischen Gesellschaft mit der Unberechenbarkeit der Natur.

Die Nahtlosigkeit dieser funktionierenden Welt scheint wie von selbst entstanden zu sein und die Gesellschaft fügt sich mit ihrem Verhalten harmonisch in diese Idee ein. Nimmt man sich die Zeit für eine nährere Betrachtung des tonnenschweren Konstruktionsmaterials solcher Orte, wie es aus rohen Fragmenten poliert, angeordnet und geformt wurde, bekommt man eine Idee von dem mechanischen und intellektuellen Aufwand, der in die Konstruktion der Szenerie investiert wird. Einem aufmerksamen Auge wird die Arbeit, die mit der Erbauung solcher Stadtlandschaften verbunden ist, nämlich nicht entgehen. Versteckte Schreine und ganz besonders Gärten (niwa) und Parks (kouen) erweitern diese Dynamik, und lassen sich überall in Tokyo finden. Denn elementar für diese ästhetischen Teile der Stadtlandschaft sind sie ebenfalls, die Steine. Noch immer das gleiche Grundmaterial, sind sie hier nicht reduziert auf ihre Funktion, sondern bewundert für ihre Identität als jahrtausendealte Relikte, als eine Art Pfad in die eigene Gedankenwelt, zum Innehalten und Reflektieren. Aber auch hier sind sie sie nicht nur ein Spiegel geologischer Zeitalter, sondern auch logistischer Meisterleistungen.

Eine der vielen Enklaven, in denen das sichtbar wird, ist der Kiyosumi-Shirakawa Garten, der sich mit seiner Lage direkt an der gleichnamigen U-Bahn Station ein sehr ineffektives Versteck ausgesucht hat. Konstruiert in der Kyohou Zeit, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, widmete Iwasaki Yataro, der Gründer von Mitsubishi diesen Garten Ende des 19. Jahrhunderts der Öffentlichkeit als Erholungsfläche. Die dort zu findende Naturbezogenheit, verkörpert durch Wiesen, Bonsais, eitle Schildkröten, sehr gefrässiger Koikarpfen und die dafür umso erhabeneren Kraniche, hat oberflächlich nichts mit der modernen Welt Japans gemeinsam. Wandert man aber über die so intuitiv angelegt aussehenden Felspfade (iso watari) an und über den angelegten Teich (iku) sollte einem bewusst sein, dass auch hier nichts dem Zufall überlassen wurde. Jeder dieser vermeintlich zufällig platzierten Steine wurde aus ganz Japan in feinsinniger Augenarbeit ausgewählt und dann per Wasserweg zu der jetzigen Liegestätte befördert. So unerwartet es deshalb ist, illustriert die vielseitige Verwendung dieser Ressource tatsächlich einen der zentralsten kulturellen Eckpfeiler des japanischen Denkens: Die oberflächliche Einfachheit kann nur durch ein subtiles, aber beträchtliches Maß an menschlichem Arbeitsaufwand realisiert werden, der für Aussenstehende zwar überall Anzutreffen, aber nur mit besonderer Aufmerksamkeit auch bewusst wahrnehmbar ist.

 

Text: Angelina Frank

Bilder: Angelina Frank

            Andreas Langsdorff



Kyoto und Nara - Im Spannungsfeld touristischer Massenattraktion und kulturellem Tiefgang

Kyoto (京都), von 796 bis 1865 Hauptstadt Japans und ehemaliger Wohnort der kaiserlichen Familie, gilt für die globale Gemeinschaft der Japanreisenden als der Inbegriff japanischer Kultur - und ist damit fast automatisch der Stützpfeiler eines jeden gut durchdachten Reiseprogramms. Als ein Ballungsraum von Kultur und Tradition, mit einer reichhaltigen Ansammlung an historischen Gebäuden und hunderten Tempeln (Otera) und Schreinen (Jinja), ist der Status als touristisches Zielobjekt durchaus gerechtfertigt. Auch die friedliche Schönheit japanischer Zen Gärten (deren Faszination sich Ihnen als Leser dieser Website sicherlich schon eröffnet hat) und  die Existenz kulinarisch facettenreicher Straßenmärkte (wie dem Nishiki Markt) machen Kyoto attraktiv für vielseitig interessierte Reiseliebhaber.

Die logische Konsequenz dieses Kultur- und Naturreichtums ist eine Touristendichte, die eine authentische Erfahrung der Gegend durchaus erschweren kann. Insbesondere bei der Studie von landschaftlichen Besonderheiten, wird die Spirtualität beispielsweise eines Shintoschreines desöfteren „stilvoll“ ergänzt von Regenschirmen und Selfie-sticks. Und auch das leuchtend-rosane Hemd der Vorderperson kann schon einmal von der kalligraphischen Rafinesse eines jahrzehntealten Palast-interiors ablenken.

Wer sich allerdings wenige Schritte abseits der in Touristenführern ausgeschriebenen Pfade bewegt, findet sehr schnell Enklaven von landschaftlicher Schönheit, von Bambuswäldern, moosbewachsenen Schutzgöttern und frivolem Vogelgesang.    

Der Besuch des Inari Schreins (Fushimi Inari Taisha), der mit den gut tausend roten „Torii Toren“ zu den Hauptbesichtigungszielen Kyotos zählt, bildet davon keine Ausnahme. Bedarf es am Fuße des Aufstieges noch einiger Akrobatik zum erfolgreichen Vermeiden von Regenschirmen, Selfie-sticks und unfreiwilligen Photobombings, verebbt der kollektive Wanderenthusiasmus recht schnell, sodass ab der zweiten Hälfte des Aufstieges die Luft nicht nur klarer und die Nebelschwaden mysteriöser, sondern die Landschaft friedlicher und urtümlicher wird. Wagt man daraufhin einen Abstieg über einen ungepflasterten Pfad, belohnt dieses Wagnis Einen mit der Zurschaustellung einer Parallelwelt. Zwischen steinernen Tierwesen führen Pfade durch eine ruhige Waldlandschaft, deren Grüntöne überraschende Ähnlichkeit mit denen eines europäischen Mischwaldes haben. Allerdings zeigt sich hier bei einem genauren Blick in die Baumkronen kein Nadelholzwald (matsu), sondern ein Bambuswald, gespickt mit japanischen Ahornbäumen (iroha momiji). 

 Wer so, abseits der eingetretenen Pfade, auf den Geschmack der friedlichen und vielseitigen Natur Kyotos gekommen ist, für die wird ein Besuch in der südlich von Kyoto liegenden historischen Stadt Nara (奈良), erste Hauptstadt Japans noch vor Kyoto von 710-784, eine zutiefst erfreuliche Fortsetzung dieser Erfahrung sein.

Hauptsächlich nicht nur besucht wegen ihrer Geschichtsträchtigkeit, sondern der dort angesiedelten Hirsche (shika), bildet Nara ein bekanntes Touristenziel, ist jedoch fern von den Massenbewegungen und der Großstadtatmosphäre, die es in Kyoto elegant zu ignorieren oder abenteuerlustig zu umgehen gilt. Auch hier gilt die Regel: Je weiter der Fußweg, desto authentischer die Landschaft. Läuft man von der zentralen Station Naras in gerader Linie Richtung Osten, trifft man unausweichlich auf zahlreiche geweihtragende Gesellen, die im Shintoismus als göttliche Botschafter heilig sind, ihre moderne Existenz jedoch der Jagd nach erwerbbaren Getreidecrackern gewidmet haben. Nach längerem Erwandern der Hirschregion erschließt sich ein mehr und mehr urtümliches Waldgebiet. Es finden sich in dieser Region nicht nur gut versteckte japanische Hotels (ryokan), sondern auch kleine und größere Schreine (durch die charakteristischen roten Tore (torii) leicht von den buddhistischen Tempeln zu unterscheiden). Nach dem kulturellen Sperrfeuer Kyotos ist Nara damit ein wundervoller Ort, um zwischen friedlicher Natur und sich-kunstvoll (wenn auch etwas durchschaubar) verbeugenden Hirschen die gesammelten Eindrücke zu sortieren. Es zeigt sich so einmal  mehr, dass die steinigen Wege, wie so häufig im Leben, die lohnenswertesten sein können.    

 

Text: Angelina Frank

Bilder: Angelina Frank

            Andreas Langsdorff



Spätfrost

Bäume und Sträucher treiben immer früher aus. Auch in diesem Jahr grünte es dank eines sehr milden Monats März zeitig. Die Gefahr von Schäden durch Spätfrost steigt dadurch erheblich. Am 20./21. April 2017 fiel die Temperatur im Zürcher Oberland auf minus 5 bis minus 8 Grad.  Wer konnte, schützte seine Pflanzen mit Vlies, Feuer oder Frostberegnung. Während sich niedrige Kulturen mit Vlies leicht decken liessen, ist es bei Gehölzen schon schwieriger und aufwändiger. Feuer (Grosskerzen) werden vor allem in Reben und Obstanlagen eingesetzt. Es wird versucht, die Lufttemperatur auf über minus 2 Grad zu halten.

Eine weitere Methode ist die Beregnung der Pflanzen. Hierbei bildet sich ein schützender Eispanzer um die zarten Blätter und Blüten. Dies wird in Rebbergen und Apfelplantagen angewandt, wenn Beregnungsanlagen vorhanden sind. Auch Baumschulen mit Containerquartieren und Staudengärtnereien nutzen diese effiziente Möglichkeit, um grössere Schäden zu vermeiden. Bei den Schäden gibt es grosse Unterschiede. Während Nadelbäume glimpflich davon gekommen sind, traf es die Jungtriebe von immergrünen und sommergrünen Blattpflanzen empfindlich. 

Mit den Blättern verfroren aber auch die frischen Triebe. Ein Rückschnitt ist möglich, mehrjähriges Holz muss aber vorhanden sein. Aus diesem Holz werden sich schlafende Augen (Knospen) entwickeln und in einigen Wochen wieder austreiben. Bis dahin ist allerdings Geduld gefragt. Obst- und Rebbauern müssen trotz Schutz-massnamen auf einen beträchtlichen Teil der üblichen Ernte verzichten. Der starke Spätfrost kombiniert mit dem frühen Austrieb wird uns noch eine Zeit lang beschäftigen.    



Sitzplatz aus gebrauchten Strassenrandsteinen

Wieder einmal bauen wir einen Sitzplatz aus gebrauchten Strassenrandsteinen. Diese eignen sich mit ihrem archaischen Aussehen bestens für naturnahe Gärten. Einziges Hilfsmittel zum Versetzen der Randsteine ist ein Alugerüst mit Flaschenzug. Die schwersten Steine wiegen immerhin 200 kg, und erfahrungsgemäss liegen sie nicht schon beim ersten Versuch richtig. Unsere Herausforderung besteht darin, mit den verschiedenartigen Steinen eine möglichst ebene Fläche zu gestalten.

Für den Transport vom Lager zur Baustelle haben wir die Randsteine auf Palette gebündelt und Splitt in einen Big Bag abgefüllt. Zement zum Mischen von Sickerbeton liegt ebenfalls bereit. Für den Lastwagen mit Kran ist es ein Kinderspiel, die Big Bag mit Aushub aus dem Garten zu heben und alles Baumaterial hinein zu befördern. Mit der Abfahrt des Lastwagens beginnt für uns die schweisstreibende Handarbeit. Die engen Platzverhältnisse erschweren die Arbeit zusätzlich. Mit den ersten Steinen, die wir legen, lichtet sich das Materialdepot und wir haben wieder etwas mehr Bewegungsfreiheit.

Um unnötige Lärmemissionen zu vermeiden haben wir die Steine so weit es ging, im Lager zugeschnitten. Stein um Stein legen wir nun in das Splittbeet und freuen uns, dass der Sitzplatz mit jeder Stunde grösser wird. Die 14.5 m² sind nach drei Tagen gelegt.

Den Sitzplatz und die Pflanzen reinigen wir am Abend. Befreit von Staub sehen wir endlich die Fläche in voller Pracht. Am Schluss werden die Fugen mit Granitsplitt gefüllt. Als nächstes folgt die Pergola. Sechs Granitstützen tragen acht Kastanienrundhölzer. Diese werden von Rosen und Reben überwachsen und spenden bald einen angenehmen Schatten. Ein bereits vorhandener 70 jähriger Rebstock sowie eine alte Kletterrose werden nun verpflanzt. Sie sind wahre Überlebenskünstler und werden diese Umsiedlung gut überstehen. Der Grundstein für kommende Feste und ein gemütliches Zusammenkommen ist gelegt!



Die Japanische Kirschblüte – ein kultureller Wirbelwind in Rosé

Wenn ganze Heerscharen an Picknickdecken die Parks und Grünflächen Japans besetzen, wenn der Anteil an fremdsprachigen Konversationen in Bahnen und auf öffentlichem Gelände sein jährliches Maximum erreicht, wenn die Luft erfüllt ist von den den Düften gegrillten Proteins (yakiniku) und wenn die Regale von Cafés, Geschäften und Restaurants dominiert werden von rosanen Elementen und Dekorationen dass manch‘ einer seine Farbwahrnehmung hinterfragen möchte, dann weiß ein jeder, es ist soweit: Bügelt die Picknickdecken, poliert die Esstäbchen (hashi), leert die Speicherkarten eurer Kameras: Die Kirschblütensaison (hanami) hat begonnen.

Mit einem botanischen Spektrum von über hundert verschiedenen Arten und einer Blütenzahl, die von fünf bis in die Hunderte reicht, sei eine detailliertere Bezeichnung hier aus Zeitgründen umgangen. Sie alle haben allerdings die charakteristische Kerbe in den Blütenblättern und eine rosa-weiße Färbung (mit der gelben «Ukon»-Variation als Ausnahme) gemeinsam, die in hundertfach verschiedenen Ausführungen auf Gebrauchswaren aller Art zu finden ist.

Die Kirschblüte ist inzwischen so essentieller Bestandteil der japanischen Kommerz- und Kulturlandschaft, dass es eine beträchtliche Herausforderung für die menschliche Vorstellungskraft ist, eine Zeitalter ohne sie zu erdenken. Ihre Beginne liegen in der Tat schon das ein oder andere Jährchen zurück: Zu finden sind die Wurzeln in der Nara Periode (8. Jh n. Chr.), in der eigentlich den Blüten der Pflaumenbäume (ume no ki) gehuldigt wurde.

Doch, wie so häufig, wurde im Laufe der Zeit die Bescheidenheit von Prunk überdeckt und die deutlich pompösere Kirschblüte ersetzte innerhalb eines Jahrhunderts die Vorherrschaft der Pflaumenblüte, und ist seit der Heian Periode das Synoym dieser Zeit.

Heutzutage ist die Kirschblütenzeit ein Sinnbild für das gemeinsame Picknicken mit Bekannten und wird, typisch für Japan, untermalt von saisonbedingten Köstlichkeiten. Ein typischer Picknickkorb enthält neben dem omnipräsenten (gefüllten) Reisbällchen (Onigiri), frittierten Hühnchen (karaage), süßem Fischkuchen (Kamaboko), Miso suppe (miso shiru), japanischem Reiswein (nihonshu) und zahlreichen anderen gut teilbaren Speisen, insbesondere Kirschblüten-Reiskuchen (sakura mochi/dango), eingewickelt in ein salziges Kirschblütenblatt und mit einer sehr charakteristischen, blumigen Note, die sich leicht auch in Eiscreme, Pfannkuchen, Muffins, Frappuccinos, Reisbällchen und Softdrinks einarbeiten lässt. Der Fantasie sind in Japan bekanntlich wenig Grenzen gesetzt und für die kulinarische Interpretation der Kirschblüte ist dies einmal mehr der Fall.

Obwohl das Kirschblütenfest (Hanami) oder wortwörtlich die Blumenbetrachtung (Hana = Blume, Mi = Ansehen) zu heutiger Zeit zu einem der größten naturbezogenen Massenevents Japans zählt, sind die Ürsprünge dieses Festes doch von friedlicher, philosophischer Natur. Ursprünglich stand nicht der Genuss von Köstlichkeiten, Getränken und Konversation im Mittelpunkt, sondern das Beobachten einer Parabel auf die (menschliche) Existenz und deren Vergänglichkeit.

In westlichen Kreisen über Jahrhunderte illustriert durch lateinische Phrasen wie «memento mori» (Gedenken dem Tode), wird diese Vergänglichkeit in Japan verkörpert durch den Kontrast zwischen der einzigartigen Schönheit der Kirschblüte und deren Kurzlebigkeit. Es ist birgt durchaus ein wenig Ironie in sich, dass ein Fest zur Versinnbildlichung des immaterialistischen Wertes des Lebens zu einem der grössten Magneten des Kommerzes und Konsums geworden ist. Wobei man hier anmerken muss, dass sich diese beiden Elemente hier zugebenermaßen sehr gut ergänzen: Nach einem ausgedehnte Hanami Picknick mit Freunden, Verwandten oder Arbeitskollegen ist sicherlich die ein oder andere Person froh über eine kurzzeitige Preisschildamnesie... denn zu kaum einer anderen Jahreszeit bereitet der Erwerb von Lebensmitteln und Dekoration so viel Freude, wie zu dieser. Die angebotenen Lunchboxen («hanami bento»), Textilien und Dekoartikel werden nämlich in der Tat mit solch einer künstlerischen Rafinesse angefertigt, dass es eine ungeahnte Freude bereitet, die Saison in ihrer ganzen Fülle «auszukosten».


Ob also spirituell motiviert oder ganz weltlich: Umgeben von hellen Blütendächern, guter Gesellschaft und köstlicher Delikatessen ist es kaum ein Wunder, dass die Kirschblütenzeit zu den unangefochtenen Jahreshighlights eines jeden Japaners sowie Touristen zählt.

Text: Angelina Frank
Bilder: Angelina Frank und Yiyue Jiang



Rapsblüten und Pflaumenknospen – Ein ungewöhnliches Farbenspiel im Herzen Tokios

Noch herrscht Winter in der Pflanzenwelt Tokyos und die Weiten der zahlreichen Parkflächen lassen die angesiedelte botanische Vielfalt nur erahnen. Es machen sich allerdings (wie hier im Hama-rikyu Park) bereits unaufällig die ersten Boten des bevorstehenden Frühlings bemerkbar. Wobei «unaufällig» in diesem Fall sehr abhängig von der persönlichen Sensibiliät für den durchaus recht intensiven Gelbton der dort angesiedelten Rapssaaten (jap.: nanohana) ist. In diesem Jahr durch die warmen Temperaturen schon ungewöhnlich früh aus dem Winterschlaf geweckt, posieren nun nicht nur die weißen und rosafarbenen Knospen des japanischen Pflaumenbaums (jap.: ume no ki) traditionell zum Frühlingsauftakt für die Kameras der vielen Touristen und Naturliebhaber, sondern auch die etwas «dezenteren», sonst erst mitte März erblühenden Rapssaaten gesellen sich dazu.

 

Wäre der Hama-rikyu Garten nicht eines der kulturellen Erbstücke der frühen Edo Periode, könnte man diese ungewöhnliche Kombination fast als eine jugendlich-rebellische Phase der dort angesiedelten Pflanzenwelt verstehen. Lässt man sich allerdings von der unkonventiellen Farbkombination überzeugen, dann liegt die Schönheit der Landschaft in diesem Jahr nicht nur in dem Kontrast zwischen wolkenkratzenden Bürogebäuden und den davor ruhenden Parkflächen, die als Zufluchtsort für zahllose in-ihr-Mittagessen und Smartphones vertieften Geschäftsleute dienen, sondern auch in den erfrischend verspielten Farbkombinationen von zwei einander sonst eher fremden botanischen Nachbarn.

 

Obwohl der Kirschblütenzeit (jap.: sakura no hana) im späten März keine andere Jahres- oder Blütezeit an Berühmtheit gleichkommen kann (man siehe nur die Namensgebung dieses Blogs), war es tatsächlich die etwas bescheidenere Pflaumenblüte, die ursprünglich während der Nara Periode im 8. Jahrhundert n. Chr. als «hanami» oder auf Deutsch vielleicht etwas weniger elegant: «Blumensichtung» bezeichnet wurde. Zudem erfüllen die ebenfalls rosanen bis weißen Blüten als Frühlingsvorboten mit ihrer Leichtigkeit schon im Februar die Strassen, Parks und insbesondere Tempel in Japan mit traditionellen Festlichkeiten (jap.: ume matsuri), die die Atmosphäre der Stadt mit Klängen, Speisen und nicht zuletzt der Verkostung von Pflaumenwein (jap.: umeshu) bereichern.

Ein Beispiel für diese Feierlichkeiten findet sich auf dem Gelände des Yushima Tenjin Schreins, nahe des Hongo Campuses der University of Tokyo, im Herzen Tokyos. Zu den angebotenen Waren zählen nicht nur die für westliche Geschmacksknospen exotischen Gerichte wie Takoyaki, Okonomyaki, Reiskuchen und Soba-Nudeln. Insbesondere die Teegetränke und musikalisch lebhaften Vorführungen ziehen jährlich eine beträchtliche Besucherzahl zu diesem Festgelände, wobei als Anreiz auch die Möglichkeit, dem Pflaumenwein zu Fröhnen durchaus nicht an letzter Stelle steht. Wer sich nach all dem Genuss nicht mehr ganz sicher ist, ob es sich um ein Kirsch- oder Pflaumenblütenfest handelt, dem sei ein genauerer Blick auf die Blütenblätter nahegelegt: Im Gegensatz zu Kirschblüten, haben die Pflaumenblüten keine Kerben in ihren Blättern und bilden so eine zuverlässige Datierungsmethode für zelebrierende Besucher. In all diesen Eindrücken bestätigt sich, dass Japan ein Land ist, in dem Jahreszeiten die Landschaft färben wie kaum an einem anderen Ort.

 

Text und Bilder: Angelina Frank



Sequoiadendron giganteum, Bergmammutbaum

Am 8. Januar 2017 fiel einer der bekanntesten Mammutbäume, the Pioneer Cabin tree, einem schweren Wintersturm zum Opfer. Die meisten kennen die Bilder von Autos, die durch den Tunnel hindurchfuhren. Von etlichen Stürmen und Blitzeinschlägen gezeichnet und mit seinen eintausend Jahren auf dem Buckel konnte er dem Unwetter nichts mehr entgegensetzen. Es gibt mehrere Tunnelbäume in Kalifornien, die als Touristenattraktion dienen. Das grösste Exemplar war er dennoch nicht. Diese Ehre gebührt dem General Sherman tree. Er ist so mächtig, dass es beinahe unmöglich ist, den Baum optimal abzulichten.

Das Bild mit den Menschen im Vordergrund zeigt lediglich den mächtigen Fuss des Baumes. Sein Alter wird auf unglaubliche 2500 Jahre geschätzt. Mit seiner Höhe von knapp 85 Metern ist er dennoch nicht der höchste, bekannte Baum. Mit 1400 Kubikmetern Holz steht er allerdings an erster Stelle. Im Vergleich dazu nehmen sich die Mammutbäume, die wir in vielen Gemeinden in der Schweiz sehen, wie Bonsais aus. Sie sind mit durchschnittlich 150 Jahren erst im Kindesalter. Als Solitärbäume werden sie mit fortschreitendem Alter und Höhe anfälliger auf Blitzeinschläge.

Neben Unwetter sind in Kalifornien aber auch Waldbrände ein Dauerthema. Mammutbäumen dienen sie allerdings bei der Verjüngung des Bestandes. Die Zapfen öffnen sich erst bei grosser Hitze und lassen die Samen auf den nun offenen und nährstoffreichen Boden fallen. Die Stämme werden durch eine bis 50cm dicke, weiche Borke vor Feuer und Hitze geschützt. Wissenschaftler und Forstmitarbeiter bemühen sich um die letzten verbliebenen Riesenexemplare, katalogisieren, vermessen und untersuchen sie. Das Video zeigt einen Einblick in die Arbeit der Baumkletterer in Kalifornien.



Holz, der Rohstoff der Zukunft

Wer vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, hat den Überblick verloren.

Dabei kann es gar nicht genug Bäume in der nächsten Umgebung geben.

Ein Baum wirkt sich auf vielschichtige Weise auf unser Wohlbefinden aus.

Doch woraus besteht ein Baum und woher kommt das Holz?

Das Interview mit Erwin Thoma gibt uns Einblicke in die faszinierende Welt der Bäume.

Mit seinem Label Holz100 baut er Holzhäuser, die feuersicher, erdbebensicher und handystrahlensicher sind und im besten Fall auch ohne Heizung und Kühlung auskommen. Altes und neues Wissen vereinbart mit Testergebnissen der ETH Zürich fliessen in seine Bauten ein und ermöglichen so eine nachhaltige Bauweise. Sein Wissen teilt er mit allen Interessierten. Hören Sie rein und gönnen Sie sich 90 Minuten spannende Information.

Für alle, die nicht das ganze Interview hören können, habe ich einige Schwerpunkte hervorgehoben:

 

Min. 01:35   Was ist Holz
Min. 31:55   Mondholz
Min. 43:05   Holz brennt nicht
Min. 46:50   Strahlensicher
H 1:07:00   Energiespeicher
H 1:23:50   Hausbau ohne Heizung



Der Schnee fällt

Der Schnee fällt

 

Die Bewegung nach unten

tanzend, leicht, samtweich

Wachsen, wachsen immer höher hinauf

Schneeflocken fallen

 

Die Bewegung nach unten

Langsam sinken und ruhen

Natürlich, tanzend, leicht

Sanft eingeladen vom Weiss

des Schnees auf der Erde

 

Die Bewegung nach unten

Freude blitzt auf und glitzert

im leisen Fallen der Flocken

Vogelgezwitscher, der Ruf der Krähe

aus der Stille geboren

Der Schnee fällt

 

Text: Karin von Arx



Der weisse Wintermantel

Schnee bedeckt Böden, Sträucher und Bäume. Alle Pflanzen sind dick mit Schnee bedeckt. Und das ist gut so!
Die Schneedecke verhindert, dass die Kälte immer tiefer in den Boden eindringt. Es sind junge, immergrüne Pflanzen ohne tiefreichende Wurzeln, die unter einem gefrorenem Boden und dem damit einhergehenden Wassermangel leiden.

Auf Blättern immergrüner Sträucher und auf Nadeln immergrüner Koniferen schützt der Schnee diese vor zu starker Erwärmung durch die Sonne und somit vor einer übermässigen Verdunstung. Mit dem Wissen um die positive Eigenschaft einer schützenden Schneedecke geniessen wir die Winterpracht und schütteln den Schnee nicht von den Ästen. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel.

Bei frühem Schneefall, wenn die Laubbäume noch Herbstlaub haben und vor allem wenn der Schnee nass ist, vermeiden wir durch Freischütteln Astbrüche. Solitärpflanzen und solche mit einem fragilen Stammaufbau, wie es bei japanischen Hängeahornen öfter vorkommt, schützen wir mit einem Seilgerüst, wie wir es in japanischen Gärten häufig sehen. Yukitsuri nennt sich diese Konstruktion.